Stahl-Kategorisierung
Der Begriff „grüner Stahl“ ist in unserer Branche schon seit einiger Zeit weit verbreitet. Bei genauem Hinsehen wird jedoch schnell klar, dass bislang keine allgemeingültige Definition für grünen Stahl, auch unter Green Steel geläufig, existiert. Zurzeit steht der Begriff für CO2-reduziert produzierten Stahl. Ein ähnliches Bild zeigt sich im Bereich der Zertifizierungen und Kennzeichnungen. Etliche Hersteller versehen ihren Stahl inzwischen mit einem grünen Siegel. Da es jedoch keine einheitliche Zertifizierung gibt, fällt der Vergleich auf Verbraucherseite schwer.
Wir haben dieses Problem behoben, indem wir eine Kategorisierung entwickelt haben, die auf der Kundennachfrage, der Sicht von Stahlproduzenten, Technologien in der Stahlproduktion und dem GHG Protokoll als dem am weitesten verbreiteten Standard zur Bilanzierung von Treibhausgasemissionen beruht. Gleichzeitig sind wir davon überzeugt, dass neben der vollständigen Eliminierung von CO2-Emissionen bereits eine substanzielle Reduzierung einen Mehrwert auf dem Weg der grünen Transformation darstellt. Daher umfasst unsere Kategorisierung mehrere CO2-Reduktionsstufen.
Die Nexigen® Kategorisierung für Stahl
Emissionen in kg CO₂/ t Stahl
Emissionen in kg CO2/t Stahl
Unsere Kategorisierung kurz erklärt
Wir unterscheiden CO2-reduzierte Stahlprodukte in fünf Kategorien, die sich aus dem tatsächlichen Fußabdruck des Green Steel-Produkts von der Rohstoffgewinnung, über die Produktion bis hin zum Verlassen unseres eigenen Lagers ableiten. Sie reichen von START (Fußabdruck: 1.750–1.400 kg CO2 pro Tonne) bis PRIME (400–0 kg CO2 pro Tonne).
Mit BALANCED bieten wir zudem eine gesonderte Kategorie für „bilanziell reduzierte“ Stahlprodukte an. Innerhalb ein und derselben Produktionsanlage können – je nach eingesetzten Rohstoffen und Energiequellen – Produkte mit unterschiedlichem CO2-Fußabdruck hergestellt werden. Im Rahmen der Bilanzierung werden zunächst die Gesamtemissionen der Anlage betrachtet, anschließend wird ein Durchschnittswert der CO2-Emissionen pro hergestellter Tonne des Produkts gebildet. Eingesparte Emissionen werden so auf begrenzte Mengen allokiert, wodurch der CO2-Fußabdruck bilanziell verkleinert wird. Diese Stahlprodukte fallen unter unsere Kategorie BALANCED.
✓ Methodik nach internationalen Standards
Unsere Berechnungsmethode richtet sich nach dem international anerkannten GHG Protokoll.
✓ Beinhaltet alle Emissionen von der Rohstoffgewinnung, über die Produktion, bis hin zum Verlassen unseres Lagers
Emissionen beinhalten Produktion (Scope 1), eingekauften Strom (Scope 2) und Zulieferkette (Scope 3 Upstream).
✓ In der Kategorisierung des CO2-Gehalts ist keine Kompensation enthalten
Die Kategorisierung richtet sich nach den physischen Produktionsemissionen ohne Berücksichtigung von Kompensationsmaßnahmen.
Mehr Hintergrundinformationen zu Stahl
Hochofen (BF BOF)
Eisenerzpellets und Sintermaterial werden als eisenhaltige Rohstoffe verwendet. Koks aus metallurgischer Kohle (Kokskohle genannt) dient als wichtigste Energiequelle. Beide Bestandteile werden zusammen mit Kalkstein von oben in den Hochofen gegeben, während von unten heiße Luft in den Ofen geblasen wird. Das Verbrennen von Koks erzeugt Temperaturen von rund 2.000 °C und es entsteht Roheisen. Anschließend wird das Roheisen durch Oxidation in einem Sauerstoffblaskonverter zu Stahl aufbereitet. Oftmals wird auch Schrott hinzugefügt. So entsteht flüssiger Stahl, der dann durch Vergießen in Form gebracht wird.
Elektrolichtbogenofen (EAF)
Im Elektrolichtbogenofen wird zumeist Schrott verarbeitet. In Regionen mit wettbewerbsfähigen Gaspreisen kommt mitunter auch direktreduziertes Eisen (DRI) zum Einsatz. Dazu werden Eisenerz und Pellets in Feststoffform reduziert und dann im Elektrolichtbogenofen weiterverarbeitet. Dabei dient in der Regel Erdgas als Reduktionsmittel. Der Schrott oder das direktreduzierte Eisen wird im Elektrolichtbogenofen bei rund 3.000 °C geschmolzen. Graphitelektroden erzeugen einen Lichtbogen, in dem Strom in Wärme umgewandelt wird.
Direktreduziertes Eisen EAF
Die Zukunft des Stahls ist grün. Zwei mögliche Wege führen dorthin. Der erste ist die Stahlproduktion über die Elektrolichtbogenofenroute, die zu 100 % Schrott verwendet und durch erneuerbare Energien betrieben wird. Angesichts der endlichen Verfügbarkeit von Schrott sind der grünen Produktion über diese Route allerdings natürliche Grenzen gesetzt. Der zweite Weg ist der Einsatz von grünem Wasserstoff als Reduktionsmittel bei der Produktion von direktreduziertem Eisen über die Elektrolichtbogenofenroute (siehe Elektrolichtbogenofen). Daneben wird an weiteren Optionen zur nachhaltigen Reduktion von Eisen gearbeitet.
Weil Stahl robust und pflegeleicht ist, zählt er weltweit zu den gefragtesten Materialien – im Bauwesen ebenso wie beispielsweise im Automobil- oder Schiffsbau. Im Vergleich zu anderen Materialien wie Beton oder Holz weist Stahl aber noch einen weiteren großen Vorteil auf, der in Zukunft an Bedeutung gewinnen wird: Stahl lässt sich unendlich oft recyceln, ohne an Qualität einzubüßen.
Die ausgezeichneten Materialeigenschaften von Stahl und seine Recyclingmöglichkeiten bestärken uns in unserer festen Überzeugung:
Stahl ist nicht das Problem, sondern Teil der Lösung.
Die Produktion von Stahl ist oft sehr emissionsintensiv. Um die Emissionen von Treibhausgasen wie CO2 zu senken, ist der Umstieg auf alternative Produktionsrouten eine der möglichen Optionen, der Einsatz von recyceltem Stahl eine andere. Verglichen mit Holz und Beton ist die Recyclingquote von Stahl überaus hoch – sie liegt bei 93 %.
- GERINGERER ENERGIEVERBRAUCH: Durch Stahlrecycling spart die nordamerikanische Stahlindustrie so viel Energie, wie benötigt wird, um den Jahresbedarf an Strom von über 18 Millionen Haushalten zu decken.
- GERINGERER CO₂-GEHALT: Durch das Recyceln der Stahlmenge eines Pkw werden so viele Treibhausgasemissionen eingespart, wie durch gut 550 Liter Benzin entstehen.
Stahlrecycling in sieben Schritten
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